Die Affäre Rue de Lourcine

von Eugène Labiche

Lenglumé führt ein respektables Leben: Er ist verheiratet, hat Geld und strotzt vor Gesundheit, worauf er ab und an einen Schluck trinkt. Beim Klassentreffen allerdings hat er es anscheinend übertrieben. Jedenfalls wacht er am nächsten Tag nicht nur mit einem veritablen Kater inklusive Gedächtnislücke, sondern auch mit einem Mann im Bett auf. Mistingue, mit dem er offenbar die Nacht verbracht hat, erinnert sich ebenfalls an nichts mehr. Dafür finden beide Kohlestückchen in ihren Hosentaschen. Der Schirm mit dem Affenkopf dagegen, den sich Lenglumé von Vetter Potard ausgeliehen hat, ist weg. So weit so seltsam. Doch eine Zeitungsnotiz, die Lenglumés Frau Norine beim Frühstück vorliest, lässt ihnen den Bissen im Halse stecken bleiben: Eine Kohlenhändlerin wurde tot in der Rue de Lourcine aufgefunden. Die Täter sind flüchtig, die Polizei hat einen Regenschirm mit Affenkopf am Tatort sichergestellt. Offensichtlich haben Lenglumé und Mistingue im Vollrausch einen Mord begangen!

Was folgt, sind Vertuschungsmanöver, die ihresgleichen suchen. Neben ausgiebigem Händewaschen mit Gesangseinlage (»Weiß es am Ende keiner / vor dem Gesetz, nicht einer, / wird alles wieder gut. / Es wird, jawohl nur Mut!«) müssen vor allem unliebsame Zeugen beseitigt werden. Dem Rausch der Nacht folgt die Ernüchterung des Tages; und viel hätte nicht gefehlt, dass die beiden vermeintlichen Täter sich gegenseitig umbringen.

Eugène Labiche gehört zu den populärsten französischen Lustspieldichtern des 19. Jahrhunderts. Seine wie ein unerbittliches Uhrwerk ablaufenden Komödien gewähren aberwitzige Einblicke in menschliche Abgründe.

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TaM