Amphitryon

Der arrogante Blick aus dem Olymp auf die Nöte der naiven Sterblichen tritt eine Welle von Verwechselungen los. Um seine Macht mal wieder irdisch auszuleben, nimmt Göttervater Jupiter die Gestalt von Feldherr Amphitryon an, um mit dessen Frau Alkmene eine aufregende Liebesnacht zu verbringen. Seinen Götterboten Merkur lässt er den Diener Sosias mimen, damit der Identitätsbetrug bloß nicht auffällt. Doch es läuft anders als gedacht: Als am nächsten Morgen der echte Feldherr mit seinem echten Diener nach siegreicher Schlacht zurückkehrt und seine Frau begrüßen möchte, staunt diese nicht schlecht. Eigentlich war er doch bereits gestern zurückgekehrt! Auch Amphitryon wundert sich: Er soll schon einmal hier gewesen sein? Vergeblich versucht er, seine Echtheit zu beweisen.

 Zu seiner Zeit galt Kleist als Außenseiter, fernab der etablierten Literaten. Während er »Amphitryon« schrieb, machte er gerade eine Ausbildung zum Finanzbeamten und wünschte sich nichts sehnlicher, als von der Gesellschaft endlich als Dichter anerkannt zu werden. Stattdessen lag er die meiste Zeit mit Magenkrämpfen im Bett und musste sich vom Zeitgenossen Goethe gar als Hypochonder verspotten lassen. Doch indem er seine eigene Identitätskrise verarbeitete, bemerkte Kleist früher als andere, dass niemand wirklich zwischen Sein und Schein zu unterscheiden vermag.

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