Lazarus

Nach dem Roman The Man Who Fell to Earth von Walter Trevis // Deutsch von Peter Torberg //

»Ich will zurück zu den Sternen.« – 1976 spielte David Bowie als Thomas Newton die Titelrolle im Film Der Mann, der vom Himmel fiel von Nicolas Roeg: Er landet als unsterblicher Außerirdischer auf der Erde, um Wasser für seinen Heimatplaneten zu suchen, gründet ein Milliardenunternehmen, verliebt sich unglücklich und scheitert letztendlich an der Kälte der menschlichen Zivilisation. Das Attribut des Außerirdischen blieb an Bowie zeitlebens haften, und so war es nur konsequent, dass er Jahrzehnte später das Schicksal des Thomas Newton erneut aufgriff und zum Bühnenstück formte. Im Musical Lazarus treffen wir ihn in seiner New Yorker Wohnung. Vereinsamt kämpft Newton, der sich dem irdischen Dasein ergeben hat, mit dem Gin und den Geistern der Vergangenheit, als ein rätselhaft unwirkliches Mädchen bei ihm auftaucht. Längst ist ihm seine Unsterblichkeit zum Fluch geworden. Er sehnt sich nach Erlösung. Lazarus ist Ausdruck eines überaus starken Ichs, des Gesamtkunstwerks, das die Persönlichkeit David Bowie zeitlebens in sich vereinte. Songs wie Absolute Beginners, This is not America, The Man Who Sold the World und Heroes durchziehen den Plot und machen Lazarus zu einer eigenwilligen Bühnenkreation, angesiedelt zwischen Rockkonzert, Schauspiel und Installation. Kaum verwunderlich, dass Lazarus autobiografisch Züge trägt: Der biblische Kranke gleichen Namens, der von Jesus zurück ins Leben geholt wird, mag für Bowie eine Symbolfigur gewesen sein, als er selbst an Krebs erkrankte. Als er einen Monat vor seinem Tod gemeinsam mit Co-Autor Enda Walsh der Uraufführung in New York beiwohnte, ahnte niemand etwas davon: »Ich will zurück zu den Sternen.«

 

Ort: 
Stadttheater