Von Alan Ayckbourn
Alan Ayckbourn hat mit Rondo fünf kurze, miteinander verbundene Stücke geschrieben, die in beliebiger Reihenfolge gespielt werden können. Jedes ist in sich abgeschlossen, jedes verweist dennoch auf die anderen. Zusammen ergeben sie ein spielerisches Kaleidoskop, dessen Protagonisten auf der Flucht vor sich selbst oder anderen sind, verstrickt in die Vergangenheit und auf der Suche nach neuen Möglichkeiten.
Da ist zum Beispiel die Theateragentin Gale Devonne, die Frau mit der tragischen Erste-Liebe-Geschichte, die junge Mädchen an Politiker vermittelt und die sich einem äußerst gewaltbereiten Trupp von Gläubigern nur mit Hilfe eines lästigen, aber unvermutet fantasiebegabten Nachbarn entziehen kann. Unterdessen wartet die von ihr vermittelte schauspielbegabte Schülerin Roz Perkins im Büro eines Abgeordneten – in der Annahme, es handele sich um ein Casting Studio – auf die Chance ihres Lebens. Dort bemerkt sie der BBC-Reporter Sean McKintyre, der aus Roz’ Anwesen-heit im Nu eine reißerische Klatschgeschichte entwickelt. Oder da ist der pensionierte Richter Tom Holgate, der die schwindenden Erinnerungen an seine verstorbene Frau mit Hilfe eines Callgirls in einer Hotelsuite nachzustellen versucht. In seinem eigenen Haus gewinnt man eine völlig andere Vorstellung von seinem einstigen Leben mit der Verstorbenen, zumal die Tochter des Richters, eine erfolglose Krimiautorin, dem anwesenden Pfarrer nichts weniger als eine Mordgeschichte auftischt.
Ayckbourn treibt seine Figuren in aberwitzige Situationen, die mehr miteinander zu tun haben, als man anfangs ahnt. Harmlose Bemerkungen hier haben fatale Konsequenzen dort, Figuren kehren in verändertem Kontext wieder, und Handlungsfäden nehmen ungeahnte Wendungen. Eine theatrale Tour de Force, die jeden Abend neu zusammengesetzt wird.