Unter der Drachenwand

»Im Himmel, ganz oben, konnte ich einige ziehende Wolken erkennen, und da begriff ich, ich hatte überlebt.« Veit Kolbe war gerade mit dem Abitur fertig, wollte studieren. Dann kam der Krieg. Fünf Jahre später wird er verwundet auf Fronturlaub geschickt. Weihnachten zuhause in Wien! Sein Zustand ist desolat, die Durchhalteparolen seines Vaters unerträglich. Also flieht er zum Onkel, an den Mondsee, unter die Drachenwand. Sein Quartier ist dürftig, die Zimmerwirtin zetert, das Kind der Darmstädterin nebenan weint, aus dem Gewächshaus klagt nachts eine Gitarre. Tags donnern Kampfflieger über den Himmel, kontrastiert von Mädchenstimmen aus der Kinderlandverschickung. Und unzählige Briefe sind unterwegs: Darmstadt wurde bombardiert, Oskar aus der Possingergasse in Wien muss mit Frau und Kind das Land verlassen, Kurts Liebeserklärungen an seine Cousine Nanni werden von der Lehrerin abgefangen, Einberufungsbefehle treffen ziel- sicher ein. Währenddessen entspinnt sich zwischen der Darmstädterin, die Margot heißt, und Veit eine zarte Liebesgeschichte. Die Sehnsucht nach Frieden wächst.

Arno Geiger ist mit seinem Roman Unter der Drachenwand ein höchst differenziertes, vielstimmiges Porträt über den Alltag von Menschen während des Zweiten Weltkriegs gelungen, das Vergangenes nahe bringt und im Heute zu berühren vermag.

Ort: 
Stadttheater