Die Welt ist aus den Fugen! Oliver betrügt seinen Bruder Orlando um dessen Erbe. Herzog Frederik verbannt seinen Bruder, um selbst zu regieren. Seine Tochter Celia verlässt den Vater aus inniger Freundschaft zu ihrer Cousine Rosalinde, der Tochter des Verbannten. Um nicht erkannt zu werden, legt sie ihre Mädchenkleider ab, verwandelt sich in einen jungen Mann und nennt sich fortan Ganymed. Die Liebe zu Orlando, dem sie nur kurz begegnet ist, lässt sich dagegen nicht so leicht abstreifen.
Und so setzt sich ein ganzer Zug von Exilanten in Bewegung, in Unkenntnis voneinander, mit Narren und Bediensteten an der Seite. Gemeinsamer Fluchtpunkt ist der Ardenner Wald. In ländlicher Umgebung hoffen alle auf Vergessen und Neubeginn. In Zweckgemeinschaften mit utopischem Potential lernen sie sich neu kennen, begegnen sich unerkannt, erlegen Wild, singen Lieder und philosophieren. Obwohl das keiner so gut kann wie Jacques, der melancholische Narr: »Die ganze Welt ist Bühne …« Für Orlando indes gibt es nur Rosalinde, die ferne Geliebte, deren Namen er in die Bäume ritzt und Verse dazu schmiedet. Dabei ist sie zum Greifen nah als Ganymed, der für ihn die Rolle der Rosalinde spielt. Und das ist noch längst nicht die einzige Liebesverkettung!
Balancierend zwischen Tragik und Komik erschafft Shakespeare einen ungeheuer vielschichtigen und vielgestaltigen Figurenkosmos, wirbelt Gewissheiten so klug und zugleich wild durcheinander, dass es eine Lust ist: »Wär ich eine Frau, ich würde alle küssen, wie es mir gefällt, wär ich ein Mann, ich würde laufen, so schnell ich kann. Und wär ich beide, so ging ich aus der Welt.« Die letzten Sätze könnten zugleich der Beginn einer neuen Geschichte sein. Kein Ende.