Fantastische Oper in fünf Akten / Libretto von Jules Barbier nach dem Schauspiel von Jules Barbier und Michel Carré / Herausgegeben von Michael Kaye und Jean-Christophe Keck
Hoffmann ist Künstler, Dichter, Ästhet und sieht sich zu Höherem bestimmt. Einst, als er noch auf dem Boden der Tatsachen nach Inspiration trachtete, wurde »seine« Stella zum Star auf den Brettern, die die Opernwelt bedeuten. Und Hoffmann? Er fing an zu glauben, dass Liebe und Kunst nicht zusammenpassen, ja, völlig undenkbar, dass das möglich ist! So fristet er sein Dasein, er trinkt – und sucht nach Erklärungen, schweift ab in Erzählungen, von denen langsam klar wird, dass sie weder seinem dichterischen Genius noch höherer künstlerischer Eingebung entspringen. Im Gegenteil – sie zeigen die hässlichen Fratzen seiner Wahrnehmung von Wirklichkeit und Welt wie im Brennglas: Menschen werden zu monströsen Bedrohungen, Stella zu einer gefühllosen Maschine, zu einer sich bis in den Tod verpflichtenden Sängerin, zu einer Kurtisane. Hätte er nur ihren Brief gelesen und je die Möglichkeit gesehen, dass alles gut wird: Vielleicht wäre er ein anderer geworden.
Jacques Offenbach schuf mit Hoffmanns Erzählungen das wohl berühmteste Fragment der Opernliteratur. Noch während der Komposition 1880 verstirbt der Schöpfer zahlreicher Operetten und Bühnenwerke plötzlich. Er hinterlässt gemeinsam mit Librettist Jules Barbier ein von drei Erzählungen E. T. A. Hoffmanns inspiriertes Werk, das den fantastischen Wahnsinn, die tiefe Verzweiflung und das Eifern nach Kreativität, Erfolg und Liebe der Titelfigur erfindet und uns vor ein immerwährendes Rätsel stellt.