Katja Kabanowa

in drei Akten nach A. N. Ostrowskis Das Gewitter

Um der häuslichen Tyrannei ihrer Schwiegermutter und ihres Gatten zu entfliehen, geht Katja Kabanowa eine Affäre mit dem jungen Boris ein. Ein Gewitter lässt ihr schlechtes Gewissen und ihre Sündenängste kulminieren; sie gesteht ihren Seitensprung – und nimmt sich das Leben.

Leoš Janáček legte bei der Vertonung des Schauspiels Das Gewitter von Alexander N. Ostrowski den Fokus weniger auf die für Ehefrauen schier unerträglichen Lebensumstände im zaristischen Russland, sondern auf die Titelfigur selbst. Beflügelt von seiner eigenen späten Liebe zur 38 Jahre jüngeren (verheirateten) Kamila Stösslova zeichnet er ein genaues Psychogramm der Titelfigur, deren sensible Gefühlswelt an der starren und bigotten Gesellschaftsordnung der Kleinstadt zerbricht. In einem Brief schrieb Janáček 1924, drei Jahre nach Vollendung von Katja Kabanowa, dass Musik keinen Wert habe, der »Ton gar nichts bedeutet, solange er nicht im Leben, im Blut, in der Umwelt steckt«. Mit dem faszinierenden Spektrum von zarten wie harten, lyrischen wie dramatischen, empfindungsvollen Tönen ist er diesem Anspruch voll gerecht geworden.

Ort: 
Stadttheater
„Das Ufer der Wolga“. Entwurf zur Bühnendekoration (1916) von Alexander Golowin.