Oper in vier Bildern // Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem Roman Scènes de la vie de bohème von Henri Murger und dem Drama Vie de Bohème von Henri Murger und Théodore Barrière // Orchesterfassung von Gerardo Colella // In italienischer Sprache mit Übertiteln
Wie viel Elend erträgt die Kunst? Der Dichter Rodolfo und seine Freunde haben ihr Leben der Kunst verschrieben, auch wenn schon einmal mangels Feuerholz der neueste Dramenentwurf ihr Pariser Atelier wärmen muss und der Hunger ein steter Begleiter ist. Umso überschäumender die Freude, wenn es einem von ihnen gelingt, Nahrungsmittel oder Geld aufzutreiben. An einem Heiligabend ist das Glück ihnen hold und die Lebenskünstler brechen auf, um das frisch ergatterte Geld im Quartier Latin wieder unter die Leute zu bringen. Nur Rodolfo bleibt pflichtbewusst zurück, um noch einen Artikel zu beenden – und findet an diesem Abend die große Liebe in Gestalt seiner Nachbarin Mimì. Doch jenseits aller Poesie, Lebenslust und Liebe lauern nicht nur Hunger und Kälte, sondern auch Krankheit und Tod.
Giacomo Puccini kannte die prekären Lebensumstände unbekannter Kunstschaffender nur allzu gut, hatte er doch in jungen Jahren ebenso gehungert und – wie Rodolfo – auch einige seiner Manuskripte verbrennen müssen, um die unerträgliche Kälte zu vertreiben. Kein Wunder also, dass er sich bei den Charakteren von Henri Murgers Scènes de la vie de bohème sofort wie unter Freunden fühlte und beschloss, aus diesem Roman eine Oper entstehen zu lassen. Neben diesem fesselnd realistischen Bild der Subkultur der Pariser Bohème schuf Puccini ein bewegendes melodisches Porträt des Seelenlebens und der existentiellen Nöte seiner Protagonist*innen – und eine der ergreifendsten Schlussszenen der Opernliteratur, die selbst den Komponisten zu Tränen gerührt haben soll. Treffender als Thomas Mann im Zauberberg kann man die Wirkung der Musik von La Bohème wohl nicht fassen: »Und Zärtlicheres gab es auf Erden nicht ...«