von Leonard Bernstein
Eine Familie, die sich auseinandergelebt hat und nun wiedertrifft, wiedertreffen muss: Anlass ist der Unfalltod der Mutter. Da ist ihr zurückbleibender Mann Sam, ein Patriarch, dem es immer ein wenig an Empathie und Liebesfähigkeit gemangelt hat. Da ist die widerspenstige Tochter Dede, die mit dem attraktiven Franzosen François verheiratet ist. So attraktiv, dass auch Junior, Dedes Bruder, eine Affäre mit ihm hat. Es gibt weitere Figuren, »hilflose Helfer« in der Konstellation der auseinandergefallenen Familie, die sich voller Vorurteile und verschütteter Emotionen begegnet.
Ein unerwartet auftauchender Brief der Mutter bringt Lebenslügen zum Einsturz und fordert die Familienmitglieder heraus. Themen, die so trivial wie zeitlos relevant sind, dass sie Handlungsmotive für gleich eine ganze Batterie von TV-Soaps bilden, aber auch Bühnenstücke von US-Autoren geprägt haben: Tracy Letts' Eine Familie (August: Osage County) etwa war vor rund 10 Jahren in Bielefeld zu sehen.
Leonard Bernstein wollte mit A Quiet Place eine originär amerikanische Oper schreiben: »Ein durchkomponiertes Musiktheaterstück in unserer eigenen Wortund Musiksprache, die irgendwie sowohl der Broadway-Tradition als auch der ›ernsten Musik‹ Achtung erweist«, schrieb er hierzu. 1951/52 hatte er mit Trouble in Tahiti eine bissige Satire über die brüchige Fassade einer amerikanischen Vorstadtfamilie komponiert. A Quiet Place nimmt, durchaus autobiografisch gefüttert, den Handlungsfaden von Trouble in Tahiti wieder auf und verhandelt die Geschichte des dortigen jungen Ehepaars Dinah und Sam weiter.