Von Giuseppe Verdi
Die Werbevorstellung
Ähnlich wie Romeo und Julia sind Radames und Aida Liebende, die verfeindeten Parteien angehören: Er ist ägyptischer Offizier und sie eine äthiopische Prinzessin, die am Hofe des Pharao als Sklavin gehalten wird. Als rechtlose Fremde in einer von menschlicher Kälte geprägten Umgebung ist schon ihre Ausgangslage äußerst prekär. Als Radames zum Heerführer gegen die angeblich angreifenden Äthiopier bestimmt wird, weiß Aida nicht, ob sie für seinen Sieg oder den ihrer Landsleute unter der Führung ihres Vaters beten soll – ein unlösbares, unmenschliches Dilemma. Die Situation wird nicht eben leichter dadurch, dass die machthungrige ägyptische Prinzessin Amneris ihrerseits Anspruch auf Radames' Liebe erhebt und eifersüchtig über seinen Umgang wacht. Als Aidas Vater Amonasro von den Ägyptern gefangen wird, zwingt er sie, ihren Geliebten zum Verrat zu bewegen.
Aida wird zur Sollbruchstelle zweier äußerst heikler Dreiecksbeziehungen, die im Privaten abbilden, was auf politischer Ebene zu kulminieren droht. Dass das auf militärische Funktionalität fokussierte ägyptische Königshaus in Wahrheit von religiösen Machthabern kontrolliert und eingegrenzt wird, deren Absolutheitsanspruch den ProtagonistInnen letztlich zum Verhängnis wird, ist eine Art Leitmotiv in Giuseppe Verdis Opern. Aida, zweifellos ein Höhepunkt seines späten Opernschaffens, bringt die Dinge schnörkellos auf den Punkt, atmet Atmosphärisches ein und Dramatisches aus und lässt in jedem Takt ein Musikdrama erkennen, wie es nur aus großer Reife und Leidenschaft in Musik und Wort entspringen kann.